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1. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 24

1901 - Glogau : Flemming
— 24 — und schon darin wird ein Faktor der Bedeutsamkeit gegeben, daß Frankreich überhaupt Anteil am Mittelmeer hat, das, Uue es neulich noch Höckel ausgesprochen hat, als das „interessanteste aller Meere" bezeichnet werden muß. Die Franzosen hat es daher auch von je mehr zum Mittelmeer als zum Ocean gezogen, und ihr politischer Ehrgeiz laust darauf hinaus, das Mittelmeer zu einem französischen See nmznstempeln.1 Sie haben am afrikanischen Rande wichtige Kolonieen erworben - und wachen eifersüchtig darüber, daß der Kanal von Suez ihnen jederzeit offen steht. Die Flotte überhaupt, hat man gesagt, ist für den Franzosen mehr eine Frage der politischen Notwendigkeit, und ihn fesselt vor allem sein schönes Heimatland. Wir wollen uns jetzt diese belle France etwas näher ansehen. Ein Blick aus die Karte überzeugt uns, daß wir in dem heutigen Frankreich den Nordwesten von dem Südosten und Süden unter- scheiden müssen. Dort haben wir Getreide- und Waldboden, hier von Burgund bis Bordeaux die Rebenzucht, wozu noch im Süden die Pflege des Maulbeerbaums, der Olive hinzutritt, so daß Seide, Ol und Südfrüchte als einheimische Erzeugnisse in Betracht kommen. Dort herrscht die Sprache langue d'oni, hier gilt die langue d'oc, die provenyalische Mundart: dorthin sind Franken eingewandert, hier sinden wir Burgunden und Westgoten als älteste germanische Zuzügler vor; dort ist kirchliche ^Einheit vertreten gewesen unter dem rex christianissimus oder tres chretien, hier hat sich seit den Zeiten der Albigenser und Reformierten die Ketzerei geltend gemacht. Die Haupt- fache aber ist, daß sich von der breit gelagerten Ebene des Nord- Westens, ebenso hier wie in England und Deutschland, die monarchische Einheit des Landes vollzogen hat. Dank solchen energischen Königen wie Ludwig Xi. und Ludwig Xiv. und den allgewaltigen Ministern Richelieu und Mazarin hat sich Frankreich zu einem geschlossenen einheitlichen Staatsgebilde entwickelt und seine politisch überlegene Stellung sehr auf Kosten des zersplitterten Deutschlands ausgenutzt. Die schroff durchgeführte Centralifierung in Frankreich schließt nicht aus, daß wir innerhalb des Landes sehr verschiedenartigen territorialen Typen begegnen. Wenn wir nun diese einzelnen Landschasten charakterisieren wollen, so sehen wir ab von den Territorien, die erst seit wenig über 40 Jahren sranzöfifch geworden sind, von Savoyen und Nizza. Dort haben..wir Europas Eisriesen, den Mont Blanc mit seiner unwirtlichen Ode, hier den entzückendsten Küstenstrich der Riviera mit seinen Palmen und Agaven. Wir wenden uns zu älterem sranzösischen Besitztum und beginnen zunächst mit dem Südosten Frankreichs. Das sran- 1 Wecken der Freundschaft mit Italien wurde es auch jüngst genannt: das lateinische Meer par excellence. 2 Deren Gebiet sich jetzt bis zum Kongo erstreckt.

2. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 40

1901 - Glogau : Flemming
Die Mittelmeerländrr. 3jla§ Bcittelmeer war für die Alten die Thalatta, der Inbegriff des Meeres und aller maritimen Interessen. Der Okeanos verschwamm für sie im Dämmerlichte, und so blieb es wesentlich bis 1492, wo das dritte Zeitalter der Menschheit, nämlich nach dem potamischen und thalassischen das oceanische begann. So erscheint diese große Wasserellipse (2 Millionen □km) mit ihren beiden Brennpunkten Athen und Rom seit der Zeit des Altertums hoch- bedeutsam. Heutzutage hat sich dieser Ruhm etwas verflüchtigt; wir können das Mittelmeer eigentlich nur als Durchgangsmeer betrachten, seitdem der Kanal von Suez den Zugang zu dem Indischen und Stillen Ocean mit ihren weitaus wichtigeren Handels- und Lebens- interessen eröffnet hat. Das Mittelmeer zerfällt in eine Menge einzelner Becken und Buchten mit sehr verschiedener Tiefe. Das Adriameer ist wie unsere Ostsee stach, das Asowsche Meer (palus Maeotis der Alten) sogar so seicht, daß tiefer gehende Seeschiffe es gar nicht befahren können, und daß es in jedem Winter zufriert, und auch sonst finden sich an den Meerengen unterseeische Land- rücken, so daß z. B. über der von den Engländern Adventures ge- nannten Bank zwischen Sicilien und Afrika <ca. 120 km breit) das Meer nur etwa 60 m Tiefe hat und sich deshalb auch durch allerlei Tücken auszeichnet. „Die Araber tauften das Kap Bon das ver- räterische Kap, und die Griechen wagten es lange Zeit nicht, aus dem östlichen in das westliche Becken des Mittelmeeres überzugehen." Sonst hat das Mittelmeer aber auch sehr bedeutende Tiefen, so die fast oceanischen Abgründe im Süden von Kreta <4000 m) und die ^eile des Meeres südwestlich von Genua. Weil die Alten daran gewöhnt waren, das Mittelmeer als ein abgeschlossen für sich bestehendes Ganze zu betrachten, so entstand auch die Sage, daß der Timavus (jetzt Timavo) in dem kalkigen Plateau in der Nähe von Trieft die n7]yr] fraxätt)]g sei, der Quell des Meerwassers. Das Mittelländische Meer ist allerdings darin eigentümlich, daß bei seiner Lage in warmein, fast heißem Klima die Verdampfung größer ist als der Zufluß von süßein Wasser. Daraus erklärt sich

3. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 41

1901 - Glogau : Flemming
— 41 — der hohe Salzgehalt des Meeres (38 Promille, während der Atlantische Ocean nur 35 hat). Das Mittelmeer hätte also schon längst zur Salzsole umgewandelt sein müssen, wenn nicht Zuflüsse aus minder salzhaltigen Meeren stattfänden und wiederum das Wasser des Mittel- meeres abflösse. Thatsächlich ist eine submarine Ausströmung des schweren und salzigen Mittelmeerwassers durch die gaditanische Meer- enge in den Atlantischen Ocean nachgewiesen, während dieser seiner- seits minder salziges Wasser an der Oberfläche in das Mittelmeer abgiebt. Und ebenso erfolgt aus dem Pontus, der wegen des reich- haltigen Zuströmens von süßem Wasser durch die russischen Flüsse einen geringeren Salzgehalt besitzt, eine Oberflächenströmung in den Dardanellen, die früher den Segelschiffen die Einfahrt erschwerte, heute aber den Kriegsdampfern gegenüber kaum mehr von Bedeutung ist. Wegen der verhältnismäßig niedrigen Bodenschwelle in der Meer- enge von Gibraltar kann die Cirkulation vom Atlantischen Ocean nach dem Mittelländischen Meere nur beschränkt sein und also auch der Wärmeaustausch nicht frei und ungehindert stattfinden. In den Tiefen des Mittelmeeres ist also die Temperatur um 10° höher als im Atlantic, und da bei der geringen vertikalen Bewegung und Er- Neuerung des Wassers der Sauerstoff sich nicht ausreichend ergänzt, so hört in einer Tiefe von 322 in alles Tierleben im Wasser des Mittelmeeres auf; in jenen Räumen herrscht die Stille des Kirchhofs. Ebbe und Flut sind im Mittelmeer auch kaum wahrnehmbar, in Korfu rechnet man 6 ein, bei Ägypten 35 ein und in der großen Syrte P/2 ra.1 Alexander und Cäsar waren daher die Fluterschei- nungen der Oceane unbekannt; ersterer lernte sie erst im Indischen Ocean kennen, und der große Bezwinger Galliens mußte in seinem Kampf mit den Venetern flache Boote bauen, die bei eintretender Ebbe gut auf dem Sande aufsitzen konnten. Die Uferlandfchaften des Mittelmeeres, alfo etwa zwischen 45 und 35° n. Br., haben gemeinsame klimatische Merkmale, so daß, wie es schon Lukan gethan hat, man den Nordrand Afrikas in dieses ge- meinsame Vegetationsgebiet hineinbeziehen kann. Der Hauptunterschied gegen unsere nordischeren Klimaformen ist der, daß bei uns die Winter- kälte den Vegetationsprozeß der Pflanzen unterbricht, dort die sommer- liche Dürre den gleichen Einfluß ausübt. Die hauptsächlichste Wachs- tumszeit fällt im Mittelmeergebiet in den Frühling, im Sommer wird alle Saftbewegung eingestellt und erst beim Eintreten der Herbstregen die Fruchtreife vollendet. Durch das ganze Gebiet ist der Ölbaum das eigentliche „Leitgewächs" desselben; allerdings giebt es keine Olivenwälder, ebensowenig wie bei uns Birnen- oder Apfelwälder. 1 In Venedig stehen zur Zeit der Flut die Treppen einige Stufen tiefer im Wäffer.

4. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 42

1901 - Glogau : Flemming
— 42 — Ferner ist zu beachten, daß der Boden dort mit Stauden und Zwiebel- gewachsen bedeckt ist, daß aber bei dem Mangel an sommerlichem Regen ganz die rasenbildenden Gräser fehlen. Statt des Rindviehes und der Pferde erscheinen als Haustiere Büffel und Maultiere. Die Butter entbehrt man ganz und ersetzt sie durch Ol. — Was sonst die Vegetationsformen betrifft, so sind ja vom Altertum her bekannt die Pinie, der Lorbeer und die Cypresse. Letztere in ihrer bleistift- ähnlichen Form hat den Orientalen als Vorbild für ihre Obelisken und Minarets gedient. Es hat doch aber in diesen Gebieten künstliche Einführung und Übertragung fremdartiger Gewächse sehr umgestaltend auf das Pflanzenkleid eingewirkt. Wir können uns Süditalien und Sicilien heute gar nicht ohne die stachligen Agaven denken, und doch sind sie erst seit Entdeckung der neuen Welt dorthin übergesiedelt. Alan muß es daher als einen Anachronismus bezeichnen, wenn Preller seine Odysseelandschaften überall mit diesen Agaven schmückt. Zum heutigen Landschaftsbilde gehören ferner die Agrumen und Gold- orangen, von den Magnolien mit ihren Tulpenblüten ganz zu ge- schweigen. Die Citrgsarten sind aber aus Indien über Persien ein- geführt, und der Name Apfelsine deutet schon ohne weiteres in seinem Namen: chinesischer Apfel auf die fremdländische Herkunft. Peschel sagt mit Recht, daß die Flora des europäischen Südens, namentlich Italiens, mit der Zeit völlig umgewandelt ist und als Kunstprodukt alter Kulturvölker bezeichnet werden muß. Er fügt dann aber weiter hinzu, daß die Pflanzengebilde Südeuropas ästhetisch unendlich höher stehen, und daß man sast betroffen ist, wenn man nach Norden zurück- kehrt, über „die Ordinärheit der Pflanzenwelt, deren Laub- und Nadelholzmassen schier ungeschlacht und grob erscheinen. Darum" — und dies ist sein geistvoller Schluß — „ist der Kunstsinn hier im Süden so früh geweckt worden. Das Akanthusblatt wurde zum Vorbilde der Arabesken an der korinthischen Säule, das Laub des Lorbeers schmückte die Stirn des Siegers, und der Zapfen der Pinie krönte den Thyrsusstab." Wenn wir die südeuropäischen Halbinseln betrachten, so gebührt der mittelsten der Vorzug, den unverfälschtesten Ausdruck dieses be- sonderen europäischen Ländertypus in sich darzustellen, also Italien. Das alpine Hochgebirge schützt die Halbinsel gegen alle klimatische Rauhigkeit des Nordens; nur ab und zu spürt man den Wind, die tramontana, und namentlich im Süden entwickelt das Land allen Reiz einer ganz eigenartigen Flora und einer weichen, gleichmäßigen Himmelsluft. Das sind die Eindrücke, die Platen die Verse eingaben: Zeit nur und Jugend verlor ich in Deutschland, Lebenserquickung Reichte zu spät Welschland meinem ermüdeten Geist!

5. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 113

1901 - Glogau : Flemming
— 113 — 's ist ein Wallon! Respekt vor dem! sagen die übrigen und ordnen sich willig ihm unter. — Aber die größere Hälfte in Belgien bilden die Vlämen, * die sich energisch ihrer germanischen Eigenart bewußt sind, wie das in ihrem volkstümlichen Verbände het nederduitsche Bond zum Ausdrucke kommt. Davon abgesehen, ist auch sonst der Gegensatz zwischen den beiden Königreichen so augenfällig wie nur möglich. Belgien hat nur 67 km Seeküste und zwar an der Nordsee, Norwegen dagegen wird in einer Ausdehnung, die etwa der Entfernung zwischen Kopenhagen und Neapel gleichkommt, von der Nordsee, dem Atlantic und dem nörd- lichen Eismeer bespült. In Belgien haben wir die größte Volks- dichtigkeit auf dem Kontinente, 230 Bewohner auf dem □ km, in den nördlichsten Regionen Norwegens rechnet man nur 1 Menschen auf den □ km. Dementsprechend giebt es dort ein Kirchspiel von 8000 □ km, und die gesamte Ackerbaufläche des ungeheuren Gebietes beträgt nicht mehr als die Hälfte des Regierungsbezirks Köslin. Belgien ist ein reiches Land mit überwiegender städtischer Bevölkerung, jeder dritte Belgier ist ein Stadtkind, daher blüht daselbst die In- dustrie. Norwegen wiederum lebt von Fischfang und Seefahrt, und der norwegische Bauer hat sich gleich dem russischen Mushik daran gewöhnt, sich alles selbst anzufertigen. In Belgien ist das dichteste Eisenbahnnetz der Erde, 18 km auf 100 dkm, in Norwegen ist nur Drontheim durch einen südlichen und einen östlichen Eisenbahn- sträng binnenwärts verbunden; dafür kann es aber, wenn erst die geplante Bahn von Viktoriahavn am Westfjord nach dem Erzgebirge fertig sein wird, darauf pochen, noch fast unter dem 69. Breitengrade eine Eisenbahnstation zu besitzen. Und weiter hat Norwegen bei allen diesen materiellen und physischen Mängeln einen Ruhm, um den es von dem reichen Belgien sehr beneidet werden könnte: fast jeder Nor- weger kann lesen und schreiben, während es in Belgien 32% An- alphabeten giebt, so daß der dritte Teil der Rekruten die Buchstaben nicht kennt. Belgien hat nach der Losreißung von Holland 1830 den aus Eäfars Zeit bekannten Namen der Belgae sich zugelegt und ihn in die politische Nomenklatur der europäischen Staaten eingeführt. Sonst haben wir in dem kleinen Königreiche altniederländifches Territorium, und als burgundischer Kreis bildete es mit Holland zusammen den zehnten circulus des heiligen Römischen Reiches. Der Ruf großen Reichtums haftet dem Lande schon seit dem 15. Jahrhundert an; die belgische Ebene ist die rechte „Lombardei des Nordens". Wenn es heute als erster Manufakturstaat des europäischen Festlandes bezeichnet wird, so datiert dieser Ruhm eigentlich auch schon seit 500 Jahren. 1 Sprich slämm. £amiete, Erdkundl. Aufsätzc. Ii.

6. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 116

1901 - Glogau : Flemming
— 116 — welche anderen Ländern künstlichen Ersatz geben müssen. Unzählige Schneidemühlen werden dadurch in Bewegung gesetzt, alle Werke der Industrie mit Hülse des Wassers betrieben. Es würden tausend und aber tausend dabei bestehen; ja, man hat behauptet, daß die Gesamt- industrie der Erde von den Flüssen und Bächen Norwegens in Be- trieb erhalten werden könnte." In neuester Zeit, wo man die Wasser- sälle für die verschiedensten elektrischen Werke ausnutzt, fällt dieser nationale Reichtum Norwegens nur um so mehr ins Gewicht; hat man doch auch Italien geraten, sich durch Benutzung seiner Wasser- stürze von der Einsuhr der englischen Kohle zu emanzipieren, wieviel mehr spielt diese motorische Kraft also in Norwegen eine Rolle. So wehrt man sich denn auch in Hammersest (nördlichste Stadt Europas unter 71°) durch elektrisches Licht ganz tapser gegen die lange Polar- nacht. — Als vorhin die schöne Sage erzählt und von der segnenden Hand des allgütigen Gottes berichtet wurde, hätte noch eines er- wähnt werden können. Der Allvater ließ an dem von Natur übel bedachten Felsenufer Norwegens den Golfstrom vorbeifließen und schus so dein Lande die bekannte Temperaturanomalie, die stauueus- wert genannt werden muß. Wo in Amerika unter den Breiten von Norddeutschland schon alles vereist und unwirtlich ist, haben wir in Norwegen noch unter 70° Ackerbau; nur schützt man die Saaten gegen die eisigen Nächte, die Jernnätter, ganz wie die Winzer am Rhein durch schmaucheude Feuer. Leopold von Buch und andere Reisende sprechen öfter von italienischen Gegenden, die sie in Nor- wegen sanden, und wirklich reifen im südlichen Teil des Landes noch Aprikosen und Weinstöcke. Selbst das Nordkap soll seine Reize bergen, wie das Marmiers Schilderung ergiebt:1 „Am Fuße der steilen Gipsel war ein blühendes Rasenbeet ausgebreitet, und ein Bach eilte mur- melnd über die Felsblöcke hin. An seinen Rändern lachte das blaue Auge des Vergißmeinnichts, hob sich das goldene Köpschen der Ra- nunkel, prangte das wilde Geraninm mit seinem violetten Kleide und mit seinen samtenen Blättern; sogar die kleine Waldnelke sehlte nicht, und weiterhin erhob sich aus dem grünen Boden die Angelika mit chren hohen Stengeln." 52 Wir sehen also, die ganze Küste steht unter dem wärmenden Einfluß des Golfstroms, der auch im Eismeer seine deutliche Wirkung ausübt, so daß um das Nordkap herum das Meer niemals zufriert ^ und erst 2 — 3° nördlich schwimmende Eisberge angetroffen werden. Man kann darum sagen, nicht das Eismeer, soweit es Norwegens Küste bespült, ist ein Gewässer eisiger Schrecken und lähmender Kälte, sondern für Skandinavien müßte die Ostsee * Bei Daniel. 2 Peschel warnt allerdings vor allzu übertriebenen Schildeningen der Anmut des Nordkaps. 3 Im Winter hat das Wasser hier eine Wasserwärme von -f 3° C.

7. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 118

1901 - Glogau : Flemming
— 118 — martbie in übelwollendem Neide gern le Norman d fanfaron; wir müssen aber bei dem echten Norweger dieses boshafte Urteil zurück- weisen und brauchen nur an den Professor in Kristiania, Fridtjof Nansen, zu denken, der in der bescheidensten, zurückhaltendsten Weise austrat und doch zwei der größten Kulturthaten der letzten Jahr- zehnte vollbrachte, die Durchquerung Grönlands und den Marsch über die Eisselder dem Nordpole zu, dem er näher gekommen ist als je ein anderer Mensch. Der Ackerbau kann, wie wir schon oben erwähnten, durchaus keine glänzende Rolle in Norwegen spielen; charakteristisch sür ein norwegisches Landschaftsbild ist es auch, daß man die Bauernhäuser statt mit Stroh, wie wir es gewohnt sind, mit Rasen deckt. Denn Getreide wächst nicht viel und Stroh ist recht knapp. Aber dafür ist dem Lande ein anderer Erwerb und Nahrungszweig beschert, näm- lich der Fischfang. Die Gesandten des Unionskönigs Christian priesen ihren König mit Recht als „die allerfischreichste Majestät". Auch hier ist der warme Golfstrom der große Segenspender; denn er er- möglicht die Winterfischerei in dem Westfjord der Lofoten, die man in so hohen Breiten sonst nicht erwarten durfte. Und das ist ein althistorischer Borzug des Landes; schon seit über 1000 Jahren wird dieser Dorschsang in den Lofoten erwähnt. In der winterlichen Polarnacht sammeln sich die Fischer an der Ostseite der Lofoten, denn das Meer aus der Westseite ist zu stürmisch, und stellen ihre Beobachtungen an der etwa 60 Faden unter der Oberfläche befind- lichen Bank an. Die Fische besuchen vorzugsweise die Untiesen des Meeres, und so sind z. B. die Doggerbank in der Nordsee und die große Bank von Neusundland als Plätze des Fischsangs berühmt. Anfangs Februar beginnen sich die Dorsche zu zeigen, zuletzt in ganzen „Fischbergen"; das ist der sogenannte Jndsiig der Fische, und nun stndet der lohnende Fang statt, denn die Fische, mit dem Laichen beschäftigt, gehen wie blind in die Netze. Die gefangenen Dorsche werden, nachdem die Köpfe abgeschnitten sind, an Stangen ausgehängt, wo sie bis Juni bleiben und trocknen. Sie kommen dann als Törstsk oder Stockfisch in den Handel. Andere Arten der Ausbewahrung und Einsalzung ergeben den Klippstsch und den Laberdan. Der Klippfisch wird nach Spanien verhandelt, der Stock- stsch nach Italien; auch kommen die Russen von Archangelsk nach Hammerfest, um die frische Fastenspeise selbst einzuhandeln. So sammeln sich in jedem Frühjahr 15—20000 Menschen bei den Lo- soten auf 4000 Booten. Wenn die Fischerei beendigt ist, kehrt die „Nordlandsflotte" mit ihren schätzen zurück nach Bergen, „dem nor- wegischen Hamburg". Auch hier war in der Hansezeit ein groß- artiges „Kontor", und die Stadt zählte damals wohl 30 Kirchen und Kapellen. Heute giebt es viele Holzhäuser, nur an den Ecken

8. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 129

1901 - Glogau : Flemming
— 129 — Die Dänen sind eigentlich schon seit früher Zeit den Deutschen immer recht unbequem gewesen. Sie beherrschten die beiden Seiten des Sundes, und das war namentlich für die Hanseaten eine leidige Thatsache. Denn bei Falsterbo zogen die Heringsschwärme vorbei, und fast jede größere Hansestadt hatte dort ihre Bitten und mußte den dänischen Vögten ihre Abgaben zahlen. Die dänischen Walde- mare haben sich den Deutschen gegenüber recht übermütig gebärdet, die Hansestädte verspotteten sie als „Gänse"; dann aber kam die Vergeltung in dem bekannten Friedensschlüsse zu Stralsund 1370. In ' den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges sind die Dänen nicht sehr hervorgetreten; auch in den Verwickelungen mit Schweden standen sie mehr auf Seite der Deutschen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahr- Hunderts sollte Dänemark sogar Deutschland beschämen, da es sich der deutschen Dichter in hochherzigster Weise annahm. Klopstock dichtete in Kopenhagen, Schiller erhielt von dänischer Seite ein großmütiges Jahrgeld, das den kranken Mann vor dem größten Elend sicherte. In den innerdänischen Verhältnissen spielte damals die tragische Epi- sode des Ministers Struensee. Im 19. Jahrhundert hat Dänemark Deutschland recht herausgefordert, und das Lied: Schleswig-Holftein meerumschlungen hat wie ein Tyrtäischer Gesang zum erstenmal wieder die Deutschen aufgerüttelt und ein Gefühl aufsteigen lassen, das man deutsches Nationalbewußtsein nennen konnte. So durfte man Dänemark schließlich Dank wiffen, daß es sozusagen der ßlaiog Ölödoxalog der Deutschen gewesen ist. Aus den Kriegen von 1848—50 und 1864 ist aber ein gewisser Bodensatz des Grolls bei den Dänen zurückgeblieben, und großer Sympathieen können wir Deutsche uns in den Landen des Danebrog gerade nicht ersreuen. Dänemark ist „echtes Küsten- und Jnselland, wie es in Europa, außer vielleicht im griechischen Archipel, nicht wieder vorkommt". Und wenn man weiter seine Lage zwischen Nord- und Ostsee berücksich- tigt, und wie durch dieses Jnselreich aller Verkehr und alle Schiffahrt stattfinden muß, so könnte man als Analogie die hinterindische Insel- Welt heranziehen, durch die ja aller merkantile Austausch zwischen Indischem und Stillem Ocean hindurchgeht. Die Straße von Singa- Pore würde dann dem Oresund an die Seite zu stellen sein. Durch geognostische Forschungen ist festgestellt, daß die dänischen Jnselgebiete, namentlich Jütland, früher noch durch viel mehr Meeresarme durch- furcht und durchzogen worden sind, wie das die mannigfachen Namen von binnenländischen Ortschaften mit den Endungen —ö und —Holm (beides bedeutet Insel) erweisen. Uns interessieren die drei Meeres- straßen, durch die in historischer Zeit die Schiffahrt aus der Nord- see in die Ostsee sich ermöglicht hat, der Sund, der große und kleine Velt. Unter ihnen ist der Sund die bevorzugteste, einmal schon wegen der Kürze, dann wegen ihrer „geraden nordsüdlichen Erstreckung". Hanncke, Erdkundl. Aussähe. Ii. g Georg-Eckert-Institut für international« Schulbuchforschung Braunschweig -Schulbuchbibhothek -

9. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 51

1901 - Glogau : Flemming
— 51 — die, wie G. zu Stolberg gesagt hat, des schönen Italiens schönste Provinz ist. „Wolkenlos erscheint der Himmel. Tags sieht man Sterne, und in der Nacht hebt sich jedes Gebüsch unglaublich scharf in der Landschaft ab. Beim bloßen Scheine der Mondsichel werfen die Körper starke Schatten, und wo bei uns ein grauer Himmel das Meerwasser grau erscheinen läßt, nimmt dort die See eine tiefgesättigte indigoblaue Farbe an. In der Dunkelheit schimmern die Wellen in mattem phosphorischen Lichte; um des Fischers Ruder sprühen^unken, und die Spur seiner Barke ist Feuer." Allerdings, sagt ^tolberg weiter, bedecken hier nur Blumen die Rüstkammer des Allmächtigen. Denn Kalabrien ist der Brennpunkt der unterirdischen Feuer, deren Hauch aus dem Vesuv, dem Stromboli und dem Ätna atmet. Bei Reggio (Rhegium), das mit dem griechischen Qijywßl zu- sammenhängt, ist der Faro di Messina, der Italien von Sicilien trennt. Schon den alten Griechen muß also das Bewußtsein inne- gewohnt haben, daß hier eine gewaltsame Ruptur gleichartige Lande und Gebirge von einander gerissen hat. Wenn wir an dieser An- nähme festhalten, so entfaltet sich, der Apenninenzug zum Schlüsse zur gewaltigsten Erhebung. Der Ätna ragt gewaltig über das ganze Eiland Sicilien, und wenn die Sonne ausgeht, soll man noch 150 km entfernt bei Palermo seinen Schatten sehen können. Der alte Philosoph Empedokles stürzte sich in seinen Krater, und ihm zu Ehren nennt man heute einen Trümmerrest den Philosophenturm. Übrigens er- zeugen die Minen des Ätna das Gold Siciliens — den Schwefel. Sicilien, im Centrum des Mittelmeeres gelegen, war das Märchen- land der antiken Welt. Hier hausten die Cyklopen und Lästrygonen, und hier war für das homerische Zeitalter der Rand des geographischen Horizontes, an den die abergläubischen Schiffer erfahrungsmäßig alle die Fabelwesen ihrer erregten Phantasie hinversetzen. Im Mittel- alter war die Insel das Streitobjekt zwischen Jtalikern, Normannen und Saracenen, und die Erinnerung an diese dreifache Zusammen- setzung der Bevölkerung ist festgehalten in Schillers Braut von Messina, so wie blaue Augen und blonde Haare auch dem heutigen Besucher das Normannenblut vergegenwärtigen sollen. — Von Messina la nobile bis zu den im Westmeer liegenden Ziegeninseln sägatischen) ist die Vegetation Siciliens namentlich an den Küstenrändern fast tropisch; Messina bildet den Ausfuhrhafen für die köstlichen Süd- srüchte, an denen sich die Nordländer erlaben. Vor Blumenduft, berichtet schon Diodor, hätten die Hunde die Fährte des Wildes ver- loren, und neben dem berühmten sicilischen Weizen, der „gedüngt ist mit dem Blute des Ätna", erscheinen die Vertreter der Tropenwelt, Zuckerrohr und Baumwolle. Zur Veranschaulichung dieser sicilischen Vegetation der Küstenränder — denn die innere Hochfläche ist infolge der Abholzung kahl, wovon wir weiter unten sprechen werden, —

10. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 55

1901 - Glogau : Flemming
— 00 — australischen Eukalypten, die ihre Wurzeln tief in das^ Erdreich ein- senken, die Striche von ihrem Überfluß an Sumpfwasser allmählich zu befreien. — Das arme italienische Volk bekundet seit je große Neigung auszuwandern, und namentlich für die benachbarten Länder haben sie, fozufagen, die Rolle der auswanderungslustigen Chinesen übernommen. Bewundert wird dann ihre erstaunliche Anspruchs- losigkeit und Lebhaftigkeit, wenn sie sich ihre polenta nach den Ge- setzen der Kreisteilung vergnügt einteilen und ihrer drei bei einer Flasche Wein mehr Spektakel machen als dreißig Deutsche, die Gam- brinus einen Eimer opfern. Die Auswanderung beträgt, in manchen Strichen über 3% der Bevölkerung. — Das schwerste Übel, an dem endlich der Staat krankt, ist die mangelhafte Schulbildung des Volks, namentlich wenn man tiefer in die Halbinsel nach Süden vordringt, wo die ehemalige Mißwirtschaft der Bourbonen noch immer in ihren beklagenswerten Folgen sich spüren läßt. Ehre und Anerkennung sei der jetzigen Regierung, daß sie auch hier Wandel zu schaffen be- strebt ist! Italienische Sprache und Bildung stehen sonst hoch in Achtung, das ganze östliche Mittelmeer hat noch heute das Italienisch zur Verkehrssprache, und nun sollten die eigenen Landeskinder die wissenschaftliche Pflege ihrer Muttersprache vernachlässigen? Recht prunkhaft nimmt es sich aus, daß Italien 19 Universitäten zählt, aber auch da wird des Guten fast „zu viel geboten, und an inten- filiere Geistespflege ist bei dieser Überzahl nicht mehr zu denken. Die Regierung ist daher daraus aus, die kleineren Hochschulen all- mählich eingehen zu lassen und dadurch Mittel in die Hand zu be- kommen, um an den größeren Universitäten wirklich Vorzügliches zu leisten. _ Dieselben Vorzüge des Klimas und einer entzückenden Vegetation wie in Süditalien treffen wir auch in Süd- und Ostspanien und bei dem Ostrande der südlichen Balkanhalbinsel. Valencia heißt z. B. „das spanische Paradies", und von den Huertas und Vegas haben wir schon im ersten Teile gesprochen. ^ Dasür macht das Innere der pyrenäischen Halbinsel stellenweise einen fast trostlosen Eindruck. Aber das Starre, Unbewegliche der Natur paßt zum Volkscharakter des Spaniers, der seine ganze Empfindungsglut nach einer Richtung hin ausströmen läßt, dann aber wieder in völliger Abgeschlossenheit und Unzugänglichkeit sich stolz gegen alle fremden Einwirkungen verschließt. Diese Mischung einer glühenden Leidenschaftlichkeit und sanatischen Anhängerschaft an das Althergebrachte erzeugte in dem spanischen Volke das Blütezeitalter unter Philipp Ii., wo der Spanier mit Todesverachtung überall für den althergebrachten katholischen Glauben 1 Erdkundliche Aufsätze, S. 60.
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